Einen historischen Beschluss fasste der Stadtrat von Grafenwöhr in seiner Sitzung am 27. Januar 2000, denn er gründete das Kommunalunternehmen „Stadtwerke Grafenwöhr“ in der Rechtsform einer Anstalt des öffentlichen Rechts.
Mit Wirkung vom 1. April 2000 nahm das neu geschaffene Unternehmen den Betrieb auf und entwickelte sich zu einem wahren Vorzeigebetrieb. Heute, am 15. „Geburtstag“ des Kommunalunternehmens gilt es innezuhalten und zurückzuschauen.
Aus kleinesten Anfängen entwickelte sich ein mittelständisches Unternehmen mit einer Bilanzsumme von rund 24 Millionen Euro und derzeit elf Mitarbeitern sowie einem Auszubildenden. Waren die Geschäftsräume am Anfang noch in der Stadtkämmerei am Marktplatz untergebracht, wo die Aufgaben von zwei Mitarbeitern der Verwaltung wahrgenommen worden waren, so konnte bereits im April 2003 das ehemalige OBAG-Regionalzentrum in der Pechhofer Straße erworben werden. Dieses „Haus der kurzen Wege“ beherbergt seither neben den Stadtwerken Grafenwöhr auch die Wasserwirtschafts- und Betriebsgesellschaft Grafenwöhr GmbH, die Tiefbauabteilung des Architektur- und Ingenieurbüros Wolfgang Schultes, die Energiegenossenschaft NEW-Neue Energien West eG und die Bürgerenergiegenossenschaft West eG. Ein Stützpunkt der E.ON-Mitarbeiter war hier ebenfalls bis zum Juli 2006 vorhanden, bevor diese in das neue Zentrum am Geismannskeller umsiedelten.
Zum Vorstand des Unternehmens wurde Stadtkämmerer Helmut Amschler berufen, der diese Aufgaben in den Anfangsjahren ehrenamtlich mit erledigte. Das Aufsichtsgremium, der Verwaltungsrat setzte sich aus dem ersten Bürgermeister und zunächst vier Mitgliedern des Stadtrats zusammen.
Große Aufgaben ohne den städtischen Haushalt oder die Bürger zu belasten
Gleich zu Beginn standen Großprojekte wie die Generalsanierung und Erweiterung der Kläranlage und der völlige Neubau der Wasserversorgungsanlage an. Hier wurden insgesamt 16 Millionen DM investiert, ohne den städtischen Haushalt zu belasten.
Gemeinsam mit den Partnern der U.S. Armee und dem Freistaat Bayern (Wasserwirtschaftsamt) sowie der Bundesrepublik Deutschland ist es gelungen, diese Riesenausgaben schultern zu können, ohne die Bürger zu Ergänzungsbeiträgen heranziehen zu müssen.
Durch die Ausgliederung der Aufgaben (und damit auch der Schulden) aus dem Haushalt war es möglich geworden, städtische Großprojekte, wie zum Beispiel das moderne Sportzentrum beim Freibad zu finanzieren.
Ungefähr acht Millionen DM mussten hier investiert werden, um aus der mechanisch-biologischen Kläranlage der frühen 70er Jahre eine modernst ausgestattete und den Anforderungen der Zeit entsprechende Anlage zu formen, welche die Anforderungen des Wasserhaushaltsgesetzes und der Abwasserabgabengesetzes vorbildlich erfüllt.
Mit großem Weitblick hatte der Grafenwöhrer Stadtrat damals die Zeichen der Zeit erkannt und nach erfolgreicher Sanierung der Kläranlage die Weichen für eine Ausgliederung der weiteren Betriebszweige Wasserversorgung und Kanalisation gestellt. Bereits zum 01.01.2001 wurden diese Aufgaben ebenfalls an die Stadtwerke Grafenwöhr übertragen, welche seit dem 1. Juli 2000 erstmals das Ostlager des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr mit Trinkwasser versorgen, nachdem die dortigen Brunnen stillgelegt worden waren.
Hierzu war es unabdingbar, dass die bisherige Wasserversorgung in der Thumbachaue aufgelassen und eine völlig neue Versorgung mit Trinkwasseraufbereitungsanlage und zwei Tiefbrunnen gebaut wird. Eine „Herkulesaufgabe“, die insgesamt mit 8,5 Millionen DM zu Buche schlug.
Schlag auf Schlag: neue Kaserne und Baugebiete
Die erstmals durchgeführte Druckluft-Impuls-Spülung sämtlicher Wasserleitungsrohre im Gemeindegebiet war die nächste Großaufgabe für die jungen Stadtwerke, bevor dann der nächste Großauftrag anstand: die Erschließung der sogenannten „BCT-Area“ im Truppenübungsplatz Grafenwöhr, auch bekannt als „neue Kaserne“ mit Trinkwasser und die Entsorgung des Schmutzwassers. Im Juli 2003 erhielten die Stadtwerke den Zuschlag für den Bau der Wasserleitungen, des Schmutzwasserkanals und einer Druckerhöhungsanlage innerhalb des Truppenübungsplatzes sowie dem Bau eines weiteren Tiefbrunnens (Brunnen VII), zweier Trinkwasser-Hochbehälterkammern und einer Hauptzuleitung zur BCT-Area. Diese Baumaßnahmen wurden in den Jahren 2004 bis 2010 Zug um Zug ausgeführt. Das Herzstück, die Erweiterung des Trinkwasser-Hochbehälters auf dem Galgenberg um 2.000 Kubikmeter, konnte im Jahre 2005 und der neue Tiefbrunnen mit Entsäuerungsanlage am Hochbehälter im Mai 2011 feierlich eingeweiht werden. Hier wurden in den Jahren 2004 bis 2010 weit mehr als 9 Millionen Euro investiert.
Weiter wurden in Grafenwöhr große Wohngebiete ausgewiesen, die erschlossen werden mussten und auch in die vorhandene Bausubstanz wurde kräftig investiert. Heute sind die Gebäude und technischen Einrichtungen der Stadtwerke Grafenwöhr auf dem neuesten Stand.
Tatkräftige Unterstützung durch WBG GmbH
Dass dies alles nicht durch einzelne Verwaltungsmitarbeiter geleistet werden kann, sondern nur durch die intensive Zusammenarbeit aller Fachkräfte versteht sich von selbst. So war es nicht verwunderlich, dass bereits im Juni 2000 die Wasserwirtschafts- und Betriebsgesellschaft Grafenwöhr GmbH gegründet worden war, um das technische know-how der damaligen OBAG (jetzt: E.ON bzw. SüdWasser GmbH) einzukaufen. Hier war in Person von Dipl.-Ing. (FH) Gerhard Maier ein versierter Fachmann für den Bau und Betrieb von Kläranlagen zur Verfügung gestellt worden, mit dessen Hilfe so manches technische Problem während der Bauphase gelöst werden konnte. Erster Geschäftsführer der WBG GmbH ist Dipl.-Verwaltungswirt (FH) Helmut Amschler, der Chef der Stadtwerke und zum technischen Geschäftsführer wurde Dipl.-Ing. (FH) Gerhard Maier berufen.
Aber auch die Mitarbeiterzahl wurde deutlich erhöht: Heute beschäftigen die Stadtwerke Grafenwöhr einen Wasser- und einen Abwassermeister, zwei Fachkräfte für Wasserversorgung, einen Betriebselektriker, drei Fachkräfte für Abwassertechnik und einen Auszubildenden. In der Verwaltung sind neben dem Vorstand noch zwei Mitarbeiter tätig und bei der WBG GmbH ist neben Dipl.-Ing. (FH) Maier noch eine Assistenz der Geschäftsführung angestellt.
Interkommunale Zusammenarbeit und neue Aufgabenfelder
„Neue Aufgaben erfordern auch zusätzliches Personal“ erläutert uns Stadtwerke-Chef Helmut Amschler. Nachdem auch die Betriebsführung für die neu errichteten Wasser- und Abwasseranlagen im Truppenübungsplatz in den Zuständigkeitsbereich der Stadtwerke Grafenwöhr fällt, konnten hier zwei neue Mitarbeiter eingestellt werden. „Eine wichtige Aufgabe der öffentlichen Arbeitgeber ist auch die Schaffung und der Erhalt von qualifizierten Stellen“ berichtet Amschler weiter. So haben die Stadtwerke aktuell die Ausschreibungen für einen Betriebselektriker und einen Auszubildenden für die Kläranlage laufen, denn „gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter sind das wertvollste Kapital jeder Firma“ ist die Meinung des Stadtwerke-Vorstands.
Durch die Gründung der interkommunalen Energiegenossenschaft NEW-Neue Energien West eG im Jahr 2009, welcher inzwischen 18 Kommunen und 2 Stadtwerke angehören, wurden zahlreiche Kontakte geknüpft, die schließlich in Unterstützung anderer Gemeinden mündeten.
„Man hat sich kennen und schätzen gelernt. Das Vertrauen ist offensichtlich da und für beide Parteien ist es eine „win-win-Situation“ erläutert Amschler die aktuellen Verträge zur Betriebsunterstützung eines Abwasserzweckverbandes und eines Zweckverbandes zur Wasserversorgung, die seit 2011 bzw. 2014 abgeschlossen sind und seither durch das Fachpersonal der Stadtwerke Grafenwöhr betreut werden.
Ebenfalls neue Geschäftsfelder sind die TV-Kamerabefahrung von Kanälen und Rohrleitungen sowie die Dichtheitsprüfung von Abwasserleitungen und Kanalschächten, welche die Stadtwerke – sozusagen als „Nischengeschäft“ – ebenfalls anbieten können. Hier kann den Bürgern oftmals rasch und unbürokratisch geholfen werden. Auch die energetische Sanierung zum Beispiel von Kläranlagen haben die Stadtwerke in Person von Dipl.-Ing. Maier von der WBG GmbH im Portfolio. Auf der Grafenwöhrer Anlage können seither rund 44% an Stromkosten eingespart werden; in anderen Kommunen, für welche die Stadtwerke bereits tätig gewesen sind, hat sich dies auf bis zu 62 % des Stromverbrauchs summiert.
Neue Aufgaben stehen an
Heuer wird das in die Jahre gekommene Pumpwerk in Hammergmünd zu einer Druckerhöhungsanlage umgebaut und technisch völlig neu ausgerüstet; der alte Hochbehälter in Hütten wird danach stillgelegt. Weiter werden die mittlerweile 15 Jahre alten Filter in der Trinkwasseraufbereitungsanlage saniert und im nächsten Jahr wird die Steuerungstechnik auf den allerneuesten Stand gebracht. Kleine Wohngebietserschließungen sowie die Ausführung notwendiger Sanierungsmaßnahmen am Kanalsystem runden die Aufgabenpalette ab.
Das Kanalsystem wird planmäßig in jährlichen Abschnitten zu acht Kilometern befahren und im Zweijahresrhythmus werden daraus Sanierungspakete gebildet, welche äußerst zeitnah umgesetzt werden. Hierfür müssen durch die WBG GmbH ebenfalls sechsstellige Summen aufgewendet werden.
Im Jahr 2008 ist der Verwaltungsrat aufgrund der gestiegenen Aufgaben um einen Sitz erweitert worden. Derzeit gehören ihm an:
Der Erste Bürgermeister Edgar Knobloch als Vorsitzender und die Stadtratsmitglieder Gerald Morgenstern, Josef Neubauer, Gerhard Stümpfl, Helmuth Wächter und Thomas Weiß als Mitglieder.